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Thema: Grenzziehung der Gruppe der Behinderten nach dem konsequenten sozialen Behinderungsbegriff (http://enthinderung.de/topic.php?id=63)


Geschrieben von: 55555 am: 23.02.12, 13:39:12
Die heutige Eingrenzung der Gruppe der "Behinderten" folgt bis heute im Grunde noch dem widerlegten medizinischen Verständnis. Wie kann man die Gruppe der Behinderten in sachgerechter Weise umreißen?

Da dies auch eine Frage der Definitionen ist biete ich hier eine erste Arbeitsdefinition an, die gerne hinterfragt werden darf:

Behinderung ist eine besondere Form der Diskriminierung bei welcher Bevölkerungsminderheiten betroffen sind, die sich aufgrund unfreiwilliger Personeneigenschaften (die mindestens 6 Monate andauern dürften) von der Norm unterscheiden, die bei der Gestaltung einer menschlichen Gesellschaft und ihrer Kulturlandschaft angelegt wurde.


Geschrieben von: Rauhreif am: 23.02.12, 15:38:27
Die Formulierung "die Norm" kann den Eindruck erwecken, als gäbe es eine Norm, die immer besteht. Dies ist nicht der Fall.
Ich habe in meinem Leben drei sich von einander stark unterscheidende Normen erlebt:

die Mehrheitsgesellschaft der Kriegsversehrten nach dem 2. Weltkrieg, in der jeder physisch oder psychisch in seiner Gesundheit beeinträchtigt war.
die humanistische der 60-70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, in der Normen Misstrauen hervor riefen und in der sie gezielt aufgehoben wurden und
die Implantategesellschaft von heute, in der seelische und körperliche Gleichmacherei mit dem Ziel angepasst/steuerbaren Konsumentenverhaltens herrscht.