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Thema: Soziales Behinderungsverständnis - was heißt das? (http://enthinderung.de/topic.php?id=51)


Geschrieben von: 55555 am: 19.02.12, 14:13:00
Was versteht ihr unter "Behinderung"?


Geschrieben von: 55555 am: 21.02.12, 12:54:30
Was meint ihr zu diesem Zitat?
Zitat:
Der Konvention liegt ein Verständnis von
Behinderung zugrunde, in dem diese kei-
neswegs von vornherein negativ gesehen,
sondern als normaler Bestandteil mensch-
lichen Leben und menschlicher Gesellschaft
ausdrücklich bejaht und darüber hinaus als
Quelle möglicher kultureller Bereicherung
wertgeschätzt wird („diversity-Ansatz“).

Quelle: DIMR-Direktor Heiner Bielefeld in "Zum Innovationspotenzial der UN-Behindertenrechtskonvention" auf S.6 (DIMR-Ausgabe)

Edit: Fehlerhafte Seitenangabe in meiner Quellenangabe korrigiert


Geschrieben von: Rauhreif am: 21.02.12, 13:19:57
Da ist wohl garnichts verstanden worden.

Die UN-Behindertenrechtskonvention schreibt nicht den Behindertenstatus fest sondern will ihn ja gerade beseitigen, in dem sie sagt, es gibt keine Behinderung sondern eine Verschiedenheit, der verschieden begegnet werden kann und muss.

In der Konsequenz dieser Äußerung müsste man sagen, dass seine Begriffstutzigkeit (gemessen an seiner Position und ihrer politischen Wirkung) eine schwere geistige Behinderung ist.


Geschrieben von: PvdL am: 08.07.12, 23:37:31
Erster Gedanke: Eine Norm in Bezug auf Menschen kann es streng genommen gar nicht geben, weil es keinen Menschen ein zweites Mal gibt. Selbst wenn man einen Menschen klonen würde, würde das keine identische Kopie ergeben, weil die Epigenetik nicht reproduzierbar wäre. So gesehen könnte man höchstens von einer Standartabweichung in Bezug auf einen statistischen Mittelwert sprechen, der praktisch noch nicht einmal von einem einzigen Individuum repräsentiert werden muß. Die Frage sollte also eher lauten: Wie (un)gewöhnlich bin ich als Mensch? Wieviel Unterstützung benötige ich von Mitmenschen?

Zweiter Gedanke: Es gibt Menschen, die sich nicht selber Knöpfe annähen oder warme Mahlzeiten zubereiten können. Müßten solche Menschen nicht streng genommen nach der klassischen Definition als Behinderte gelten, weil sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind? Was ist mit Menschen, die sich nicht selber Software für ihren Computer schreiben können? Was ist mit Menschen, die sich nicht selber Möbel bauen können? Usw. Alles Behinderte?


Geschrieben von: 55555 am: 08.07.12, 23:44:06
Nebenthema:
Zitat von PvdL:
Selbst wenn man einen Menschen klonen würde, würde das keine identische Kopie ergeben, weil die Epigenetik nicht reproduzierbar wäre.

Wieso sollte sie das nicht sein? Die Frage ist wohl eher, ob der Mensch nur von seinen Genen ausgemacht wird (kann man verneinen).


Geschrieben von: PvdL am: 09.07.12, 18:41:18
Die individuelle Prägung kommt sicher noch dazu. Zur Epigenetik siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Epigenetik!


Geschrieben von: 55555 am: 09.07.12, 20:17:51
Hast du den Artikel gelesen?


Geschrieben von: PvdL am: 09.07.12, 22:26:58
Zum Thema Epigenetik habe ich mal einen Beitrag in einem wissenschaftlichen Magazin gelesen. Er besagte, daß einzelne Gensequenzen nachträglich durch Methylierung deaktiviert werden können, was sich auswirken kann, wie eine Genmutation. Den Wikipedia-Artikel habe ich nur überflogen, aber es schien mir so dem Artikel, den ich gelesen hatte, nicht zu widersprechen.


Geschrieben von: 55555 am: 11.07.12, 13:48:29
So wie ich die Sache bisher verstanden habe wird lediglich beim Klonen aus Nichtstammzellen derartiges beseitigt um grob eine entsprechende Entwicklung zu eröffnen.