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Thema: Kleinwüchsige Frau glorifiziert eigene "Heilung" nebst Verstümmelung (http://enthinderung.de/topic.php?id=166)


Geschrieben von: 55555 am: 01.12.12, 16:55:54
Laut Artikel finden die US-Mainstreammedien diese Selbstverstümmelung unheimlich toll und angesichts des Beginns mit 8 Jahren darf man auch bezweifeln, daß hier nicht wieder einmal elterlicher Wertedrang ausschlaggebend war.

Und Herr Patalong vom Spiegel hat offensichtlich auch noch nicht verstanden, was Behinderung eigentlich ist.
Zitat:
DiDonato stellt sich als jemand dar, die ihre eigene Behinderung überwand. Man kann und sollte das durchaus hinterfragen: Technisch gesehen ist sie heute stärker behindert als früher - da war sie nur klein. Heute kann sie ohne Gehhilfen nicht laufen. Sie habe nichts bereut, sagte sie dazu der ABC. Offenbar ist ihr der Größenzuwachs, die Annäherung an die Norm wichtiger als ihre körperliche Unversehrtheit. Ohne Schmerz, sagt DiDonato, komme man zu nichts.

Vertreter von Kleinwüchsigenverbänden können sich auch deshalb mit ihr und ihrer Botschaft nicht recht anfreunden. Die "Short People" verstehen sich absolut nicht als behindert, sondern nur anders. Was DiDonato vorlebt, erklärt die Kleinwüchsigkeit aber quasi zur operativ zu heilenden Krankheit. Wobei Heilung hier mit dem Maßband definiert wird. Ist man gehbehindert weniger eingeschränkt als klein?

Die nun aufbrandende Debatte erinnert an die Diskussionen, die Gehörlose über Cochlea-Implantate führen, mit denen viele Gehörlose wieder hören können. Schließlich kämpfen Organisationen von Menschen, die körperlich von der gängigen Norm abweichen, seit Jahrzehnten darum, dies nicht als Krankheit zu sehen. Gehörlose werden heute in vielen Ländern als eigene Kultur mit eigener Sprache anerkannt. Auch Kleinwüchsige haben sich vielerorts emanzipiert.

Dass Operationen sie angeblich zu vermeintlich "normaleren" Menschen reparieren können, stellt all das in Frage. So wie die Möglichkeiten, die Stammzelltherapien oder PID in naher Zukunft ermöglichen könnten. Die Betroffenen fürchten, dass am Ende dieser Entwicklung ein Umschwung der öffentlichen Meinung stehen könnte, der jede Normabweichung, jede Behinderung zur Schuld der Betroffenen erklärt.

Man kann verstehen, dass sich Tiffanie DiDonato wünschte, größer zu werden. Aber die Frage betrifft weit mehr Personen: Wenn die Umgestaltung, die Optimierung des Körpers zur Normalität wird, wo liegt dann die Grenze? Wohin bewegt sich die Norm, wenn man jede Abweichung, jede krumme Nase, jedwedes Fett, jeden zu schmalen Kiefer, jedes Zeichen von Alter zu eliminieren hätte, um akzeptabel zu sein und zu bleiben?

Quelle