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55555

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geändert von: 55555 - 23.02.12, 16:02:27

Zitat:
Im Jahr 2002 schockierte und faszinierte der US-Schriftsteller Jeffrey Eugenides seine Leser mit einer Geschichte, die aus höchst ungewöhnlicher Perspektive erzählt war: Seine Heldin Calliope Stephanides ist weder Mann noch Frau, sondern ein Hermaphrodit. In "Middlesex" läßt sie, die am Ende eine männlich geprägte Identität wählt, uns die Welt und ihre Normalität durch ihre Augen sehen. Mehr Mitgefühl und Identifikation als in diesem mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten literarischen Werk erleben Hermaphroditen selten.

Denn die meisten Kulturen haben erhebliche Probleme mit denjenigen in ihrer Mitte, die "anders" sind: Es verunsichert, macht Angst, weckt Aggressionen. Auch bei uns mag öffentlich die Integration beschworen werden, im Alltag herrscht allzu oft noch Ausgrenzung von Minderheiten. Kaum eine Minderheit erscheint den meisten Menschen fremder als Hermaphroditen.

[...]

Schätzungen sprechen von 8000 Betroffenen in Deutschland, andere von 80.000 - je nachdem, wie man Intersexualität definiert (siehe Info-Kasten links). So klein diese Gruppe aber sein mag, so fundamental sind ihre Probleme: Intersexuelle Menschen sind im Raster unserer rechtlichen und sozialen Ordnung bisher schlicht nicht vorgesehen.

Es zeichnet eine aufgeklärte Gesellschaft aus, sich solchen Fragen ernsthaft zu stellen. Der Deutsche Ethikrat hat dies seit Herbst 2010 im Auftrag von Gesundheits- und Bildungsministerium getan. Auch der Bundestag befasste sich am 24. November 2011 erstmals mit den Grundrechten intersexueller Menschen. Es herrschte Konsens, dass etwas für die Intersexuellen geschehen müsse. Von der Expertise des Ethikrates erhofften sich die Parlamentarier die Klärung "vieler Fragen (...) und ein sicheres Fundament für etwaige politische Entscheidungen" (Peter Tauber, CDU).

Am heutigen Donnerstag stellte der Ethikrat in Berlin seine 201 Seiten umfassende Stellungnahme vor. Es ist ein in mehrfacher Hinsicht lehrreiches Dokument.

Quelle
Stellungnahme des Ethikrates

Spannend ist hier für mich auch in Anbetracht der Beteiligung Intersexueller an der Allianz, inwieweit sie nach konsequentem sozialem Behinderungsverständnis Behinderte sein könnten oder nicht sein dürften.

Nebenbei bemerkt denke ich beim Begriff "Middlesex" ersteinmal an eine englische Region (und Wikipedia bisher offenbar ausschließlich daran, na mal sehen wie lange es dauert bis sich das nach diesem Beitrag ändert). zwinkern

Ein deutsches Sprichwort sagt: "Unter den Blinden ist der Einäugige König!" Aber dieses Sprichwort stimmt nicht: "Unter den Blinden kommt der Einäugige ins Irrenhaus!"

Heinz von Foerster
23.02.12, 15:56:40
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