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Der amerikanische Ökonom Daniel S. Hamermesh hat für sein Buch «Beauty Pays» unzählige Studien ausgewertet. Das Fazit: Hässliche Menschen verdienen weniger, bekommen die schlechteren Jobs, heiraten ärmere und hässlichere Partner, haben seltener Sex, finden weniger Freunde, erhalten schlechtere Bankkredite als schönere Mitstreiter. Schönheit ist, ökonomisch gesprochen, ein knappes Gut, das deren Besitzer gegen zahlreiche Vorteile eintauschen können. Das gelte in allen Kulturen fast gleich für Frauen und Männer, schreibt Hamermesh. Dabei lässt sich Schönheit kaum festmachen. Symmetrie und ausgeglichene Proportionen zählen. Mehr weiss die Forschung nicht. Schönheit bleibt wolkig. Und die Vorstellungen davon verschieben sich im Lauf der Geschichte.
Trotzdem gehen Menschen fast immer einig, welche Menschen sie als schön empfinden und welche nicht. Das zeigen Umfragen auf der ganzen Welt, bei denen Probanden Gesichtsfotos einstufen müssen. Widersprüchliche Bewertungen kommen dabei kaum vor. Auch die Verteilung bleibt in allen Studien ungefähr gleich: 10 Prozent der Menschen werden als äusserst schön eingeschätzt. 10 bis 12 Prozent gelten als unterdurchschnittlich, 1 bis 2 Prozent als hässlich. Die restlichen 75 Prozent bilden das ästhetische Mittelfeld. Tendenziell werden jüngere Menschen als schöner bewertet als ältere. Menschen, die in jungen Jahren als ansehnlich galten, tun dies auch im Alter. Der schönste Mensch der Gegenwart, dessen Pracht kaum jemand bestreitet, ist laut Hamermesh George Clooney.
Die Vorteile der Schönen haben einen einfachen Grund: Menschen umgeben sich lieber mit gut aussehenden Menschen. Die Biologie liefert eine ebenso einfache Erklärung dafür: In der Frühzeit habe Schönheit Gesundheit und Stärke signalisiert. Deshalb bevorzuge die Evolution schöne Menschen, obwohl diese Gleichsetzung längst nicht mehr zutreffe. Sozialwissenschaftler halten Schönheitsideale dagegen für gesellschaftliche Konstruktionen. Schon vor mehreren Tausend Jahren warnten Denker davor, von der Oberfläche auf Wahrheit oder Tugend zu schliessen. Platon verdammte das Äussere als wertlosen, täuschenden Schein.
Der lange Kampf der Philosophen hat wenig verändert. Bei gleicher Qualifikation bevorzugen Arbeitgeber den schöneren Kandidaten. In Amerika und Europa läuft diese Selektion verborgen. In China nennt jedes zehnte Stelleninserat gutes Aussehen als Einstellungskriterium. Diese Begünstigung hat einen finanziellen Grund: Weil schöne Verkäufer oder Berater Kunden leichter überzeugen, erwirtschaften sie mehr Umsatz als weniger schöne Konkurrenten. Schlecht auszusehen, bedeute in vielen Jobs, weniger produktiv zu sein, schreibt Daniel S. Hamermesh. Nicht weil Hässliche schlechter arbeiteten. Sondern weil die Abneigung anderer Menschen dies so erscheinen lasse. Die Vorurteile bestätigten sich selber.
Unternehmen teilen die Gewinne, die sie aus dem «Schönheitskapital» ihrer Arbeiter ziehen. Bildhübsche Angestellte verdienen in Amerika durchschnittlich 15 Prozent mehr als hässliche (bei gleichen Fähigkeiten und gleichem Alter). Auf ein Leben gerechnet macht das einen Unterschied von 230'000 Dollar. Der Rückstand der Hässlichen auf den Durchschnitt beträgt 140'000 Dollar. Ähnliche Zahlen gälten auch in Europa, vermutet Hamermesh. Selbst bei geistigen Berufen wie Universitätsprofessoren verbessere Schönheit Lohn und Karrieregeschwindigkeit. Umgekehrt scheinen Studenten attraktiven Professoren aufmerksamer zuzuhören und so schneller zu lernen.