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Als meine schwangere Frau Tanja und ich einen Cluburlaub in Apulien buchen, ist unsere erste Frage: "Nehmen die uns überhaupt mit?"
Wir müssen mit Air Berlin von München nach Brindisi. Tanja wird zum Abflugzeitpunkt in der 32. Woche sein. Unser Rückflug liegt in der 34. Woche. Unser Reisebüro kontaktiert die Fluggesellschaft und bestätigt uns, bis zur 36. Woche sei alles völlig unproblematisch. So steht es nämlich in den Beförderungsbedingungen der Mehdorn-Fluglinie: "Schwangere werden bis zur 4. Woche vor dem errechneten Geburtstermin befördert. Zum Nachweis darüber, dass die 36. Schwangerschaftswoche noch nicht überschritten ist, kann die Vorlage des Mutterpasses oder einer ärztlichen Bescheinigung verlangt werden."
Rückflug? Ungewiss
Also alles paletti. Auf dem Hinflug will das Personal nicht einmal Tanjas Mutterpass sehen. Zwei Wochen später stehen wir in Brindisi am Flughafen, und als Tanja ihr Ticket vorzeigt, bemerkt die Schalterdame das Offensichtliche: "Sie sind ja schwanger", sagt sie in gebrochenem Englisch. "Haben Sie ein ärztliches Attest?"
"Ich habe einen Mutterpass", sagt meine Frau. In dem Heftchen hat der Arzt die regelmäßigen Untersuchungen eingetragen und abgezeichnet. Auch der Geburtstermin ist dort vermerkt. "Außerdem bin ich erst in der 34. Woche."
Die Dame schüttelt den Kopf. "Nein, nein! Wir befördern Sie nur bis zur 32. Woche. Danach nur mit ganz aktuellem ärztlichen Attest. Beförderungsbedingungen von Air Berlin."
Wir sagen, dass man bis zur 36. Woche fliegen darf, dass ein Mutterpass eine ärztliche Bescheinigung ist.
Miss Air Berlin schüttelt den Kopf.
Wir versuchen es mit Logik. "Warum hat man mich dann herfliegen lassen?", argumentiert Tanja. "Da war ich ja schon in der 32. ..."
"...ohne das Attest geht nichts", sagt die Schalterdame.
So geht das eine Weile hin und her. Irgendwann erklärt sie uns, der Kapitän der Maschine müsse das entscheiden. Sie telefoniert auf Italienisch, zweimal, ohne Ergebnis. Dann sagt sie: "Ich muss jetzt weg."
Sie gibt mir unsere Koffer zurück. Ihre Kollegin werde sich später darum kümmern, der Kapitän der Maschine sei zurzeit leider nicht erreichbar.
"Aber das Gate schließt in zehn Minuten!", rufe ich.
"Si", antwortet die Dame. "Deshalb muss ich ja auch weg."
Offensichtlich herrscht hier reine Willkür
Dann ist sie fort. Ich hieve unsere Koffer auf das Laufband des anderen Schalters und versuche mein Glück bei der einzigen verbliebenen Servicedame.
"Der Kapitän muss es genehmigen", sagt sie. "Sonst müssen Sie eben hierbleiben und erst mal ein Attest besorgen."
Meine Frau sitzt einige Meter weiter hinten auf dem Boden. Sie weint. Unser kleiner Sohn Toni versucht, sie zu trösten. Ihr graust verständlicherweise vor dem, was möglicherweise als nächstes ansteht: Mit Sack und Pack ins glutheiße Brindisi zu fahren, um dort einen wildfremden Frauenarzt aufzutreiben, der sie untersucht. Das dürfte etliche Stunden in Anspruch nehmen und eine elende Tortur werden. Und am Ende sagt der Dottore vermutlich: "Signora, sie sehen ja terribile aus. Sie sollten in diesem Zustand auf keinen Fall fliegen!"