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55555

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geändert von: 55555 - 22.02.12, 18:30:04

Der grundlegende Gedanken ist so richtig wie wichtig im Rahmen der Umsetzung Universellen Designs: Teilhabe soll nicht an Auffassungsgabe, Orientierungsfähigkeit, Allgemeinwissen, etc. hängen. Jeder Mensch ist es wert teilhaben zu können.

Die bis heute entwickelte Leichte Sprache kann aus meiner Sicht jedoch nur ein erster Anfang sein, der noch einen langen Weg alleine schon von seiner inneren Entwicklung her vor sich haben dürfte. Bisher rumpelt es noch an allen Ecken und Enden, wohl auch weil bisher eher weniger brilliante Geister die Leichte Sprache prägten.

Sachverhalte einfach auszudrücken ist keine neue Idee, letztendlich ist das der Kern jeder Dichtkunst. Und ich glaube, daß Leichte Sprache auch darauf orientiert sein muß nicht an Aussageniveau gegenüber "Schwieriger Sprache" zu verlieren. Das mag den heutigen Akteuren unmöglich vorkommen, ich jedoch halte es durchaus für möglich dies zu erreichen, ja eventuell sogar durch Leichte Sprache das Niveau üblicher Publikationen so zu steigern, daß die meisten Bürger sie besser verstehen. Und das sollte auch im Rahmen des Universellen Designs das vornehmste Ziel sein.

Heute flatterte uns das Heft "neue caritas - CBP-Spezial in leichter Sprache" ins Büro. Es gibt auch eine Ausgabe in "schwerer Sprache" aber vielleicht hat sich jemand gedacht, daß man den Autisten besser die Ausgabe in leichter Sprache zuschicken sollte. Daran ist an sich auch nichts auszusetzen.

Bezüglich der Umsetzung türmt sich bei genauerer Betrachtung jedoch ein riesiger Berg an Fragen auf. Warum wird im Lexikon auf den hinteren Seiten der Begriff "Behinderten-Hilfe" erklärt, aber nicht der auch im Heft vorkommende Begriff "Projekt"? Wer hat sich diese unsägliche Getrenntschreibung ausgedacht, wo doch wirklich nicht schwer ist darauf zu kommen, daß sich dies durch verschiedene Schriftfarben im Wort viel eleganter ohne wahrscheinlich für die Klientel neue Barrieren schaffende Sprachverhunzung eine optische Segmentierung erreicht werden kann?

Vor allem aber stellt sich uns die Frage: Was will uns dieses Heft eigentlich sagen?

Um Dinge einfach auszudrücken bedarf es besonders großer Bildung, besonders umfassenden Verstehens der relevanten Sachverhalte und Hintergründe. Auch hieran scheint es teilweise in haarsträubender Weise zu mangeln, so daß einfach sein sollende Aussagen schlichtweg zu falschen Aussagen geraten oder völlig unnötig aufgeblähte Formen annehmen. Teils werden auch beiläufig Begriffe verwendet für die es problemlos verständlichere Alternativen gegeben hätte. Teils wird die Umsetzung auch in einer Weise verknöchert, die meiner Erfahrung mit der Zielgruppe in geradezu absurder Weise zuwiderläuft.

Ich denke es ist Zeit die Leichte Sprache in professionellerer Weise anzupacken.

Ein deutsches Sprichwort sagt: "Unter den Blinden ist der Einäugige König!" Aber dieses Sprichwort stimmt nicht: "Unter den Blinden kommt der Einäugige ins Irrenhaus!"

Heinz von Foerster
22.02.12, 18:29:35
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55555

(Standard)

Nochmal ein Beispiel aus o.g. Heft als Vorlage für diese Diskussion:
Zitat:
Die wichtigste Frage ist:
Was will der Lokale Teilhabe-Kreis machen?
Der Lokale Teilhabe-Kreis macht einen Plan.
Für das, was gemacht werden soll.
Das nennt sich auch: eine Aktion.
{Sprachblase von rechts: "Das spricht man so Ak-zion"}


Dann macht der Lokale Teilhabe-Kreis die Aktion.


In unserem Heft stehen viele Beispiele für Aktionen.
Die Beispiele können Sie weiter hinten im Heft lesen.

Ersteinmal habe ich mich gefragt, wozu der Begriff "Aktion" überhaupt eingeführt wird, wenn er offenbar als schwierig eingestuft wird. Dann bin ich schließlich darauf gekommen, daß das auf den Umstand der Förderung des Heftes durch die Aktion Mensch zurückgehen könnte.

Dann finde ich diesen Teil interessant:
Zitat:
Der Lokale Teilhabe-Kreis macht einen Plan.
Für das, was gemacht werden soll.
Das nennt sich auch: eine Aktion.

Einen Plan machen für das was gemacht werden soll ist eine Aktion? Ich dachte immer eine Aktion ist etwas was man tut. Dann der folgende Satz:
Zitat:
Dann macht der Lokale Teilhabe-Kreis die Aktion.

Dann, wieso dann? Gerade eben hat er doch schon einen Plan gemacht, wobei ein Plan eine Aktion sein soll? Was soll uns das sagen? Daß der Teilhabekreis einen Plan macht und dann einen Plan macht?

Sowas mutet man Lesern zu, von denen ausdrücklich ein relativ niedriger IQ angenommen wird.

Ein deutsches Sprichwort sagt: "Unter den Blinden ist der Einäugige König!" Aber dieses Sprichwort stimmt nicht: "Unter den Blinden kommt der Einäugige ins Irrenhaus!"

Heinz von Foerster
09.03.12, 16:19:15
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BR2

(Standard)

geändert von: BR2 - 09.03.12, 19:25:36

"Teilhabe" ist schon unverständlich. In Kombination mit Kreis noch unverständlicher, sofern bildhaftes Verstehen vorliegt.

Ein Teilhabe-Kreis ist:
EinTreffen/Zusammenkommen von Menschen mit gleichen Zielen.
Wenn sie mit anderen Menschen ins Kino gehen wollen, verabreden sie sich dafür.
Das ist eine Aktion.
Wird so gesprochen: Acks-jon.

Und weil wir ein Beispiel in der Erklärung genannt haben, brauchen wir ganz viele Seiten des Heftes gar nicht herstellen. Toll.*Daumen hoch*

Bis zum Lesen des Textes in "leichter" Sprache hielt ich mich tatsächlich für intelligent. Dann nicht mehr. Kopfschmerzen. Weil sich andere nach der Lektüre wahrscheinlich ähnlich fühlen, finden sie es bestimmt auch ganz sinnvoll, dass sie Anleitungen dafür bräuchten, um sich mit anderen Menschen verabreden zu können oder einfach bei Aktionen anderer Menschen mitzumachen. Wenn das schon so kompliziert und undurchsichtig erscheint wie solche Texte...
09.03.12, 19:23:25
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Rauhreif

(Standard)

Man könnte versuchen, Schriften und Vordrucke in leichter Sprache neu zu übersetzen?
Warum nicht solche Aufträge an Deutschklassen in Schulen vergeben, damit ein erweitertes Bewusstsein für VerständNis und VerständIgung geweckt wird?
10.03.12, 13:07:49
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enrsnens

(Standard)

geändert von: enrsnens - 16.04.12, 05:17:36

Das mag den heutigen Akteuren unmöglich vorkommen, ich jedoch halte es durchaus für möglich dies zu erreichen, ja eventuell sogar durch Leichte Sprache das Niveau üblicher Publikationen so zu steigern, daß die meisten Bürger sie besser verstehen.
16.04.12, 05:16:47
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