Wenn wir sprachlich ignoriert werden

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09.03.12, 13:13:36

55555

Ein Beispiel:
Zitat:
"Und viele Menschen überschätzen einfach den Anteil ihrer eigenen Ideen an dem Resultat einer Gruppe", sagt der Psychologe Stefan Schulz-Hardt von der Universität Göttingen, der Gruppenprozesse erforscht. Das liege daran, dass jeder ein positives Selbstbild aufrechterhalten möchte. Zum anderen dauere ein Brainstorming in der Regel eine Weile und dabei verwische einiges in der Erinnerung. "Während der Diskussion denkt man sich bei Ideen anderer öfter, dass man da auch selber hätte draufkommen können", sagt Schulz-Hardt, "und rückblickend ist man dann der Meinung, man habe tatsächlich selbst diese Einfälle gehabt."

Quelle

Stellen wir uns nun vor, es gäbe eine Bevölkerungsgruppe, die dieses geschilderte Verhalten nicht zeigt. Würdet ihr das als Diskriminierung (eine Diskriminierung muß nicht absichtlich erfolgen) werten? Wird in diesem Text nicht durch die gemachten Aussagen gewissermaßen auch Menschsein definiert? Wäre dann auf rein sprachlicher Ebene die Bevölkerungsgruppe auf die diese Schilderung nicht zutrifft nicht gewissermaßen zum Unmenschen erklärt?
10.03.12, 13:21:38

Rauhreif

55555: Da hast du gut hingeschaut und richtig gelesen. Schultz-Hardt ist von dir "beim Wort genommen" worden, aber ich glaube, dass er sich bei seiner Aussage "nichts gedacht" hat.
So kommen in vielen Kommentaren Ausgrenzungen vor, ohne dass sie bewusst beabsichtigt wurden, aber unbewusst in den Köpfen stecken und in Gesagtes einfließen.
Werden solche Stellungnahmen an wichtigen Dreh- und Angelpunkten einbezogen, kann es zu den eklatanten Behinderungsmißverständnissen führen, die an verantwortlichen Stellen anzutreffen sind, ohne dass dort kapiert wurde, dass diese Äußerungen "unbedachtsam" waren...um es mit dem Volksmund auszudrücken, ohne Hirn und Verstand erfolgten.
13.03.12, 20:21:05

PvdL

Ich lese zur Zeit das Buch "You Are Not So Smart: Why You Have Too Many Friends on Facebook, Why Your Memory Is Mostly Fiction, and 46 Other Ways You're Deluding Yourself" von David McRaney, worin in jedem Kapitel eine solche Hypothese diskutiert wird. Man kann sich dabei auch jedesmal darüber Streiten wie allgemeingültig das jeweils ist. Der Autor stellt es jeweils so dar, als gäbe es keine Ausnahmen. Ich denke, das sollte man als "wissenschaftlichen Manierismus" auffassen und nicht als wirkliche Überzeugung.
13.03.12, 22:09:55

55555

Naja, in der Physik ist etwas nur richtig, wenn es umfassend beschreibt. Ich denke solche Feststellungen sind für die Bewußtseinsbildung sehr wichtig, weil diese sprachliche Ignoranz meist wohl nicht der wissentlichen Vereinfachung dient.
 
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